Kirchenträume? – Maria 2.0 Pfarrcafé zum Thema „Ein Zelt als Kirche“

Nach der Sonntagsmesse, die von der Jungschar gestaltet wurde, lud das Maria 2.0-Team anläßlich ihres 4. Jahrestages am Kirchenplatz zum Pfarrcafé vor „ihrem Kirchenzelt“ ein.
Die Kirche als Zelt! Aufs erste ein ungewohntes Bild, aber eigentlich kommt die Idee dazu schon aus dem Alten Testament. Beim Propheten Jesaja (Jes 54,2) lesen wir:
Mach den Raum deines Zeltes weit, spann deine Zelttücher aus, ohne zu sparen! Mach deine Zeltseile lang und deine Zeltpflöcke fest!“

Mach den Raum deines Zeltes weit!

Für uns steht das Kirchenzelt für eine Kirche, die sich auf den Weg mit den Menschen, zu den Menschen macht. Eine geschwisterliche Kirche, eine zukunftsfähige Kirche, eine Kirche in der sich Frauen und Männer, Priester und Gläubige gemeinsam und gleichberechtigt für die Botschaft Jesu einsetzen.

Von so einer Kirche wollen wir nicht länger nur träumen!

Wartet nicht! – rufen wir – und denken dabei an die Worte der Heiligen Katharina von Siena:
Warte nicht auf eine spätere, gelegenere Zeit, denn du bist nicht sicher, dass du sie haben wirst. Die Zeit entschwindet dir unvermerkt. Darum versäumt, wer klug ist, keine Zeit!

Wartet nicht! – rufen wir – tretet ein in das Kirchenzelt!
Wie soll, wie wird die Gemeinschaft in diesem Kirchenzelt ausschauen?
Dazu einige Zitate von Frauen und Männern, Gläubigen und Priestern.

Der Feldkirchner Bischof Benno Elbs
Aus meiner Sicht wird die Kirche von Frauen getragen. Sie braucht ihre Sensibilität in Beziehungsfragen, ihren Respekt und ihre Empathie. Es ist notwendig, dass die Frauen den Platz bekommen, der normal wäre.
Quelle: kathpress vom 24.3.2023

Pater Johannes Neubauer, Pfarrer der Pfarre Christus am Wienerberg
Was wir als Pfarrer (als männliche Amtskirche) von den biblischen Frauen lernen können?   Sie sind bei den wesentlichen Ereignissen des Lebens Jesu präsent. Sie erweisen sich als verlässlich, laufen auch in den schwierigen Situationen nicht weg,  sondern übernehmen Verantwortung.
Ist es nicht längst überfällig, Frauen heute im 21. Jahrhundert nach Jesus, in der Kirche vollwertig uns Männern gleichzustellen? Da sollte es doch bei uns in der Pfarre selbstverständlich und alltägliche Praxis sein.
Quelle: Wienerberger Pfarrmagazin 1/2023

Die Theologin Prof. Dr. Barbara Staudigl aus München
Ich halte den Klerikalismus – Privilegien, Machtmissbrauch und fehlende Kontrolle  –  für eine wesentliche Ursache der Kirchenmisere.  Würde das Priesteramt in der jetzigen Form für Frauen zugänglich gemacht werden, würde das daran nichts ändern, sondern nur eine weitere Personengruppe daran beteiligen.
Quelle: https://www.feinschwarz.net/gottesvergiftung-berufung-gottesbild-frauen/

Die deutschen Bischöfe zum Amt der Diakonin
Seit 25 Jahren wird am 29. April 2023, dem Gedenktag der Hl. Katharina von Siena, der „Tag der Diakonin“ gefeiert. Auch die deutschen Bischöfen beim Synodalen Weg unterstützen jetzt das Anliegen, Frauen zum sakramentalen Amt der Diakonin zuzulassen, fast 81% Prozent haben dafür gestimmt.
Quelle: https://www.feinschwarz.net/wartet-nicht-25-jahre-tag-der-diakonin-kein-grund-zum-feiern

Frau Edith Marjanovic in unserer Pfarrzeitung BLICKpunkt
Amtsträger der Kirche – alles Menschen – haben im Laufe der Zeit viel Gutes und viel Schlechtes getan, so wie andere Einrichtungen auch . Sie sollen das Schlechte einfach zugeben und in Zukunft besser machen. Dafür ist auch schon viel geschehen, aber die Gleichberechtigung der Frauen fehlt noch immer, obwohl sie zum Beispiel bei den Wortgottesdiensten hervorragende Arbeit leisten.
Quelle: BLICKpunkt März 2023

Der Wiener Theologe Johann Pock bei der Tagung „Lebbares Priestertum heute“
Die Arbeit im Team ist zu einer Schlüsselkompetenz für Priester geworden. Seelsorge ist nur in Kooperation möglich. Kooperationsfähigkeit zwischen Priestern, vor allem aber mit Haupt- und Ehrenamtlichen, ist zentral.
Quelle: https://religion.orf.at/stories/3218925/

Die Theologin Prof. Dr. Barbara Staudigl aus München
Die Frage nach kontrollierten Machtverhältnissen gehört endlich und ehrlich angegangen, dann beantwortet sich die Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit wohl von selbst. Und – nicht der Zugang von Frauen zu den kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern deren Ausschluss!
Quelle: https://www.feinschwarz.net/gottesvergiftung-berufung-gottesbild-frauen/

Der Wiener Pfarrer Gerald Gump bei der Tagung „Lebbares Priestertum heute“
Das Priestersein definiert sich nicht durch bestimmte Aufgaben oder die Fähigkeit, Dinge tun zu dürfen, die anderen verboten sind. Vielmehr zeige es sich darin, spiritueller Begleiter zu sein durch das Eröffnen eines „Raumes, wo Menschen ihre je eigene Berufung finden und leben.
Quelle: https://religion.orf.at/stories/3218925/

Angelika Ritter-Grepl, die Vorsitzende der katholischen Frauenbewegung
Die Katholische Frauenbewegung Österreich fordert eine generelle Predigterlaubnis für Frauen in der Eucharistiefeier. Frauen – und Männer – wollen im Gottesdienst eine Auslegung des Glaubens und eine Verknüpfung von Glauben und Leben auch aus der Frauenperspektive hören. Wir Frauen sind Verkündigerinnen des Wortes, wenn durch unser Tun und Reden Menschen Christus begegnen.
Quelle: https://religion.orf.at/stories/3218928/

Sophie Lauringer, Chefredakteurin der Kirchenzeitung Der Sonntag
Vergangenen Sonntag erlebte ich bereits eine Frauenpredigt in einer Messe. Als Zeichen der guten Ökumene war eine evangelische Pfarrerin in den Gottesdienst eingeladen. Ich will das nicht werten, aber ich finde es eigentümlich , zu erklären, warum eine Christin einer anderen Kirche in der katholischen Messe predigen kann und einer katholischen Frau das nicht erlaubt ist.
Quelle: Der Sonntag 30.4.2023

Ulrike Lahner-Trimmel in unserer Pfarrzeitung BLICKpunkt
Geschwisterlichkeit ist ein wichtiger Punkt, respektvoller und achtsamer Umgang miteinander. In der Kirche Jesu Christi, von der ich träume, gibt es auch keine hierarchischen Strukturen, wo zwischen Geweihten und Nichtgeweihten unterschieden wird.
Quelle: BLICKpunkt März 2023

Miriam Leidinger-Mussinghoff  BA/BA, Referentin bei der Katholischen Jugend Österreich
Für mich ist das Thema Geschlechtergerechtigkeit wichtig. Geschlechtergerechtigkeit ist aber in der Kirche nicht selbstverständlich. Der Vatikan hat bis heute die UN-Menschenrechtskonvention – die jede Form von Diskriminierung der Frau beseitigt sehen will –  nicht bestätigt.
Quelle: Wienerberger Pfarrmagazin 1/2023

Das Bild vom Kirchenzelt (Jes 54,2) zitiert Papst Franziskus in einem Schreiben über die Erneuerung der Kirche für die Weltsynode in Rom im Herbst 2022.
Wartet nicht! – Dieser Ruf ist das Motto des „Tags der Diakonin“ am 29.4.2023

Maria 2.0 Team der Pfarre St. Nikolaus

One Reply to “Kirchenträume? – Maria 2.0 Pfarrcafé zum Thema „Ein Zelt als Kirche“”

  1. Doris

    Mittlerweile weiß ich schon nicht mehr, in welche Gemeinde / in welche Kirche ich gehen soll. Hand auf’s Herz, ich bin in der Diözese Wien und St. Pölten schon ganz schön rum gekommen und mir läuft es kalt den Rücken hinunter wenn ich an die eine oder andere Predigt bzw. das eine oder andere verlogene Wort des zelebrierenden Pfarrers denke. Doch das Gemeindeleben „nur“ beim Pfarrkaffee zu erleben ist mir zu wenig. Ich möchte eine Messe oder einen Wortgottesdienst besuchen und von dort etwas mitnehmen … Das göttliche Wort menschlich interpretiert wissen und zwar nicht nur wischi waschi sondern ECHT!!! Aus dem Leben gegriffen … wie kann das Evangelium auf JETZT interpretiert und ausgelegt werden. Wie können Männer Predigten halten über Eheprobleme, Vergebung, Kinderwunsch, Krankheit, die intensive Pflege eines Kranken, die Last der Trauer, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat, Geldsorgen, wie man als alleinerziehende Mutter mit zwei Jobs und all der Erschöpfung über die Runden kommt und wo hier Glaube, Gebet und die Gemeinschaft helfen können, … wenn ihnen selber das Gefühl von Familie, Verantwortung und gegenwärtige Realität und Sorgen des Lebens völlig fremd sind?

    Ich würde gerne eine Glaubensgemeinschaft erleben, wo ein aktives Miteinander und kein neidvolles, macht- und angstschürendes Gegeneinander herrscht. Und was die Geschlechterrolle in der römisch-katholischen Kirche angeht: Wer führt die Kinder und die Jugendlichen zur Erstkommunion und zur Firmung – wir Frauen? Wer tut dies ehrenamtlich und es wird oft als Selbstverständlichkeit angesehen – wir Frauen? Wie viele Generationen spielen dieses Spiel noch mit? Und worauf warten wir noch … beim nächsten Papst wird alles besser? Beim nächsten Bischof wird alles besser? An den massiven Kirchenaustritten ist Corona Schuld? … Guten Morgen!!!! Aufwachen!!!!!

    Was hält mich eigentlich noch in DIESER Kirche? … Vielleicht die Hoffnung, dass wir gemeinsam ein umdenken erleben und aus diesem verstaubten Schubladendenken, dass man(N) uns vorbetet befreien.

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